Wie entscheiden Sie, welche Rolle im Familienunternehmen zu Ihnen passt?

von | 04.12.2022 | Nachfolgegeneration, Unternehmensübergabe

Zusammenleben braucht Regeln. Diese bestimmen wiederum Rechte und Pflichten jedes Einzelnen. Dabei stellt jeder Mensch – bewusst oder unbewusst- Erwartungen an sich selbst und Anderen.

In Familienunternehmen finden diese Aspekte nochmals eine eigene Dynamik.

Irgendwann steht die Übergabe eines Familienunternehmens zur Wahl:

Wenn es eine Wahl ist.

Vereinzelt existieren noch Einstellungen, dass nur ein Nachfolger mit einem bestimmten Geschlecht geeignet sei oder der der / die Erstgeborene das Vorrecht hätte.

Bisweilen sind noch unbewusste Programme aktiv: Aus Loyalität, Dankbarkeit oder unbewussten Retter Allüren übernimmt ein Nachkomme das Lebenswerk des Familienunternehmensgründers. Vielleicht tritt das eine oder andere Familienmitglied ohne es selbst wahrzunehmen in die Fußstapfen der Eltern oder eines Elternteils, um das Gefühl der Anerkennung zu bekommen.

 

Die Qual der Wahl oder die Chance, ein Familienunternehmen zu übernehmen

Entspricht Unternehmertum Ihrer Berufung oder ist es Nachfolge aus Pflichtgefühl oder Dankbarkeit? Bereiten Ihnen ausgesprochene oder nonverbale Erwartungen Druck? Könnten Gedankengänge wie, in späteren Jahren es bereuen zu können, die Firma ausgeschlagen zu haben, eine Rolle spielen? Sie haben Interesse, aber fühlen sich nicht ausreichend geeignet oder eher überfordert?

Zieht es Sie in den elterlichen Betrieb, um die Sippen- Zugehörigkeit nicht zu verlieren oder, weil es erstmal komfortabel erscheint? Fühlen Sie sich vielleicht emotional oder finanziell abhängig oder ist Ihr Selbstwert mit selbständig sein verbunden?

Was ist, wenn Sie sich bereit fühlen, aber der Platz Ihnen untersagt wird?

Scheinbar kann die Thematik komplexer sein als sie auf den ersten Blick erscheint.

Manchmal benötigt es einen Blick von außen, um selbstsicher die Entscheidung für oder gegen eine Übernahme zu treffen bzw. mit einer getroffenen Entscheidung langfristig Frieden zu schließen.

Mitunter ist es einen Versuch wert, sich einfach erst einmal im Familienunternehmen auszuprobieren oder darin tätig zu sein und anschließend sich festzulegen.

Anderenfalls ist die Position als Gesellschafter*in auch eine Variante.

Zwei Seiten der Medaille

Sie folgen dem Ruf, das Familienunternehmen weiterzuführen. Diese Entscheidung wirkt sich nicht nur auf Ihr Leben aus, sondern auf das Ihrer jungen Familie oder Partnerschaft.

Egal, welche Richtung Sie einschlagen, Freude, Zufriedenheit und Hoffnung aber auch Sorgen, Ängste und Widerstände werden sich abwechseln.

Wenn Sie den Weg gehen, der zu Ihnen passt, werden Sie vermutlich Probleme und Unvorhersehbares nicht so leicht aus der Bahn werfen als, wenn Sie das Leben eines anderen leben würden.

Aber wie können Sie die Weichen für sich stellen?

 

Nachfolge bewusst entscheiden und als Prozess formen

Wie gehen Sie die Gestaltung der Nachfolge an? Wie finden Sie Klarheit, was möchten Sie?

  • Einfach einen Job im Unternehmen einnehmen oder mehrere Betriebszweige durchlaufen?
  • Sich aus den Geschäften ganz raushalten oder zuerst in einem Vergleichsunternehmen Erfahrung sammeln?

Zur Führungskompetenz gehören auch Fähigkeiten auf der Persönlichkeitsebene, wie Verantwortung übernehmen, Risiko tragen und Durchhaltevermögen zeigen.

Während fachliche Kompetenzen in einem bestimmten Rahmen gefördert werden können, lässt sich die Persönlichkeit nicht so einfach ändern. Oftmals wird der Grundstock schon in den ersten Lebensjahren gelegt.

Die Beantwortung folgender Fragen können Ihnen den Weg in Ihre Zukunft weisen:

  • Welche Rolle möchten Sie einnehmen (Inhaber, Führung, Ausstieg, ect.)? Was hält Sie ggf. von diesem Schritt ab?
  • Welche Aufgaben gehören zu Ihren Potenzialen und welche können Sie dauerhaft im Tagesgeschäft ausführen?
  • Wie müssen Unternehmenskultur und –struktur aufgebaut sein, damit Ihre Werte und Vorstellungen verkörpert werden und Sie Ihre Aufgaben meistern können?
  • Sehen Sie sich als Führungspersönlichkeit bzw. in welchen Bereich*en? Welche Haltungen oder Kompetenzen dürfen Sie noch schulen?
  • Wo benötigt es eine Strukturänderung oder -anpassung? Möchten Sie die Verantwortung mit jemanden teilen? Wenn ja, wer steht zur Verfügung und ist dies vom Übergeber, von der Übergeberin gewollt?
  • In welchen Schritten und Zeitraum möchten Sie verschiedene Verantwortungen übernehmen? Was bedeutet dies für die Übergebergeneration und den Übergabeprozess?
  • Welche Erwartungen haben Sie an den Vorgänger/ der Vorgängerin? Wo kann er oder sie, Sie unterstützen?
  • Können Sie Ihre Vorstellungen und Pläne der Übergebergeneration zufriedenstellend vermitteln?
  • Wie weit können Sie sich auf Kompromisse einlassen, wenn für Sie ein zufrieden stellendes Familienklima relevant ist?
  • Wie gehen Sie mit Konflikten und Verletzungen um?
  • Wie bringen Sie die Anforderungen, die die Firma mit sich bringt, und Ihre persönlichen Bedürfnisse und die Ihrer Partnerschaft oder Familie unter einen Hut?

Gibt es dabei ein Dilemma?

Oftmals sind potentielle: Nachfolger, Nachfolgerinnen so beschäftigt, sich das fachliche Know-how an zu eigenen, so dass keine Zeit bleibt, sich über Persönlichkeit, Firmenstruktur, Zusammenleben und Zusammenarbeiten Gedanken zu machen.

Vielleicht ist es nonverbal auch nicht erlaubt, aufgrund solcher Überlegungen Änderungen im System vorzunehmen. Funktionieren steht an erster Stelle.

Dennoch: Sie können Ihre Energie auf die Dauer nur gewinnbringend für etwas einsetzen, was Ihnen liegt und was Ihren Arbeits- und Führungsstil unterstützt.

In meinen # Blogartikeln 4 und 5 erfahren Sie mehr über Führungsstile, im # Blogartikel 6 gebe ich einen Einblick über den Zusammenhang Motive und Persönlichkeit.

Nun will ich Sie erst einmal dazu einladen, dass Sie sich gestatten, authentisch und integer zu sein, eigene Visionen und Bedürfnisse zu leben und darüber hinaus Erfolg zu haben.

Welche Definitionen von Erfolg kommen Ihnen dabei in den Sinn?  

Nutzen Sie die Möglichkeit, Ihr Selbstbild, die familiären, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vorgaben und Rollenvorstellungen anzuschauen und zu überdenken. Machen Sie sich ein Bild von Ihren wahren Wünschen, Zielen, Visionen.

Tauchen dabei innere Dilemma auf?

Vielleicht gibt es einem Wertekonflikt zwischen…

  • Freiheit und Verbindlichkeit.

Vielleicht existieren Bedürfniskonflikte wie ….

  • eigene Visionen durchzusetzen, aber der Familie gefallen zu wollen bzw. anerkannt und geliebt zu werden
  • sich von Familienmitgliedern abzugrenzen, aber keinen Familienangehörigen verletzen zu wollen.
  • Regeln der Kommunikation aufzustellen, aber nicht ausgelacht oder abgewertet zu werden

Fazit

Werden Sie sich Ihrer Persönlichkeit und Ihrem Umfeld, in dem Sie wachsen und nach Ihrem Typ, Werten und Potentialen leben und arbeiten können, bewusst.  Ich wünsche Ihnen viel Freude und viele gute Erfahrungen beim Steigern Ihrer Authentizität.

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