Worte wirken- auch unbewusst
Mit Worten werden nicht nur Laute transportiert, auch Energie. Wie die Energien wirken hängt auch von der Körpersprache des Sprechers / der Sprecherin ab, vom Tonfall, der Lautstärke, dem Sprechtempo, des Drucks hinter den Worten, u.a..
Charakter, Verhaltensmuster, kulturelle Hintergründe des Senders beeinflussen die Kommunikationsweise. Darüber hinaus wirken sich die Art der Beziehung der Gesprächspartner, die Haltung und die Gefühle, die sie zu- und füreinander hegen und die Wichtigkeit der Bedürfnisse, die gerade durchgesetzt werden sollen, auf das Gespräch aus.
Worte wirken und brennen sich ins Unterbewusstsein ein
Nicht immer und nicht jedem Menschen ist bewusst, wie Worte, die er über sich selbst, über andere oder zu anderen sagt, wirken und sich ins Unterbewusstsein ALLER Beteiligten (ihm selbst und dem Gegenüber) einbrennen. Worte spiegeln wider, was der Sender von sich selbst, dem Gesprächspartner (m/w/d) oder von den Personen, über die er / sie etwas sagt, denkt. Und nicht alleinig Worte haben diese Macht, es reichen schon „bloße“ Gedanken.
Achte auf deine Gedanken,
Talmud
denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte,
denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen,
denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten,
denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter,
denn er wird dein Schicksal.
Als Kind und JugendlicheR sind Individuen auf Bezugs- und Autoritätspersonen, wie Eltern, Lehrer, ect. angewiesen. Erwachsene empfinden oftmals eine Abhängigkeit u.a. vom Beziehungspartner, Kinder, Arbeitgeber und anderen Menschen, die in der Hierarchieleiter über einen stehen. Oft spielt sich eine Art und Weise ein, wie Menschen in gewissen Lebensbereichen miteinander kommunizieren.
Je länger ein Mensch sich in einem ungünstigen Kommunikationsfeld befindet, umso größer ist die Gefahr, sich von eigenen Gefühlen und Bedürfnissen zu entfremden bis hin zur Selbstverleugnung. Oftmals projiziert das Kind die Inhalte auf sich, die die Vertrauenspersonen über andere Personen sagen – im Guten wie im Schlechten. Diese formen das Selbstbild. Wie sehr die Inhalte den Heranwachsenden beeinflussen, hängt davon ab, wie ungefiltert bzw. auf Wahrheit geprüft die Worte durchgelassen und für gültig und richtig erachtet werden.
Psychologen sprechen in diesem Zusammenhang von Introjektion: Man hat die Anschauung incl. der Wertigkeit der Bezugspersonen verinnerlicht, wonach man sich selbst bewertet. Oftmals mit dem Fazit „Ich bin nicht o.K. , ich bin nicht ausreichend.“
Worte wirken-Beispiele ungünstiger Kommunikation
Beim Lesen können Sie sich die Fragen stellen:
- Kennen Sie diese Aussage? Von wem haben Sie diese das erste Mal gehört?
- Wie beeinflusst diese Ihre Meinung über Sie selbst (Selbstsabotage) und über andere Menschen?
- Wie fühlen Sie sich, wenn Sie dies sagen bzw., wenn dies über sie gesagt wird?
- Verwenden Sie solche Redewendungen auch? Wenn ja, wie oft? Zu, mit oder über wen reden Sie so?
- Welche Redearten möchten Sie ablegen?
Beispiele in drei Rupriken unterteilt
Ich unterteile im Folgenden in 3 Rubriken ungünstiger Gesprächsweisen in Anlehnung an das Rollendenken nach Stephen Karpman. Er spricht von „Verfolger-Opfer-Retter“. Mit der Art und Weise des Sprechens nimmt der Redner, die Rednerin eine bestimmte Rolle ein. Schlagartig schlüpft der / die KommunikationspartnerIn (real anwesend oder suggestiv betroffen) oftmals unbemerkt in eine der komplementären Rollen dieses Dreiecks. Passiert dies und keiner steigt aus diesem Rollen-Dreieck aus, nehmen sich die Teilnehmer nicht in ihrem Erwachsenensein wahr und begegnen sich NICHT auf Augenhöhe. Die Kommunikation führt zu unguten Gefühlen, Machtgefällen, Erschöpfung und ufert oftmals aus in leere, sinnlose Debatten oder sogar Monologe.
Typische Äußerungen aus der Verfolger -/ Täterposition sind beispielsweise:
Vorwürfe machen, kritisieren, bemängeln, verurteilen, beschuldigen, beschimpfen, einschüchtern, lächerlich machen, herabwürdigen
- „Das ist doch Schwachsinn, was du da sagst!“
- „ Du verstehst das nicht, du hast doch keine Ahnung.“
- „ Ich lasse mich doch nicht von den Vollpfosten von meinem Vorhaben abbringen.“
- „Du bist schuld, dass die Firma den Bach runter geht.“
- „Das einzige, was Du in diesem Bereich allein gemacht hast, ist fehlerhaft.“
- „Der spinnt wohl und gibt mir erst einen Termin in zwei Wochen.“
- „Wer dies nicht erkennt, ist dumm / unbewusst oder ein ___.“
Generalisieren, vergleichen,
- „Die Jugend taucht nichts.“
- „Immer bist Du …“
- „Deine Schwester hat schon…“,
- „Alle anderen machen es auch so wie ich.“
- „Dein Vater sagt auch, dass Du komische Ansichten hast.“
Moralisieren, predigen
- „Ich bin enttäuscht von Dir.“
- „Du warst schon immer komisch / egoistisch.“
- „Was werden denn die anderen sagen?“.
- „Was hast du dazu beigetragen?“
Vorträge halten, belehren, aneinander vorbeireden
- „Also eigentlich sind die Fakten klar, anders geht es nicht. „
- „Sei still, ich kann das besser wie Du.“
Delegieren, befehlen, anordnen, bestimmen
- „Das muss heute noch getan werden, da gibt es nichts zu diskutieren.“
- „Du musst für mich noch Folgendes abholen.“
- „Du musst dies studieren, dort Praktikum machen, um die Firma führen zu können.“
Drohen, warnen
- „Wenn das bis nächste Woche nicht erledigt ist, dann haben wir ein Problem miteinander.“
- „Ich habe zugesagt, dass Du dies bis dahin erledigst. Willst Du, dass ich doof dastehe?“
Typische Äußerungen aus der Opferposition sind beispielsweise:
Zurückziehen, ausweichen, selbstbemitleiden, sich selbst klein machen, aus der Verantwortung ziehen, jammern
- „Ich mache immer alles falsch, ich kann nichts.“
- „Wenn ich das versuche, geht es bestimmt schief. Ich versuche es besser gar nicht.“
- „Schließlich wolltest Du, dass es so gemacht wird.“
- „Warum passiert das immer mir?“
- „Die macht doch so und so, was sie will.“
- „Der hört nie auf mich.“
- „Das sagst du doch jetzt nur, weil Du mich aufmuntern willst.“
- „Das Leben ist gemein.“
- „Stell Dir vor, Sie hat zu mir gesagt, ich solle XY aufgeben.“
- „Undank ist der Welt Lohn.“
Unverhältnismäßig loben, schmeicheln
- „Dein Kuchen schmeckt wie immer sehr gut.“
- „Du hast immer schöne Kleidung an.“
- „Wenn es Du nicht kannst, wer dann. Du bist einfach der Beste.“
Typische Äußerungen aus der Retterposition sind beispielsweise:
Trösten, beschwichtigen
- „Du kriegst schon wieder einen neuen Freund.“
- „Rege dich nicht auf. Es wird alles wieder gut, hör nur auf zu weinen.“
- „Nimm dir das nicht so zu Herzen.“
- „Das schaffst Du schon.“
Kleinreden, negieren, wegerklären oder theoretisieren
- „Das ist doch nicht so schlimm. Andere trifft es mehr.“
- „Da musst du einfach drüberstehen. Ich habe dies auch schon mitgemacht.“
- „Eure Ehe läuft gerade schlecht: Bringe ihr einen Strauß Rosen mit, dann ist alles wieder gut.“
Aufgaben (meist ungefragt) übernehmen, an sich reißen und Dankbarkeit erwarten
- „Ich mache das für dich, du bekommst es doch nicht hin.“
- „Ich muss meine erwachsenen Kinder / meine Eltern beschützen / unterstützen, daher mache ich XY.“
- „Ohne mich hätte dies nicht funktioniert. Die brauchen mich.“
- „Die wissen gar nicht, was ich alles für sie tue.“
- „Ich helfe Dir (damit es mir gut geht).“
Verstärkung der Kommunikats-Energie
Die Kommunikationsweisen erhalten eine Steigerung oder Stärkung, wenn sich zwei oder mehrere finden, die gemeinsam kritisieren, bemängeln, sorgen, loben, u.a.
„Beste Freunde“ oder sogenannte Verbündete treffen sich und bestätigen sich gegenseitig mit der Tendenz noch sicherer zu sein, dass das Gesagte richtig ist und das Verhalten noch weniger zu hinterfragen.
Auswirkungen auf Beziehungen
Gespräche aus der Täterposition heraus führen oft zu Verletzungen von oben herab, die der Opferposition zeigen die Ohnmacht, Hilflosigkeit, Resignation und erfragen Mitleid. Retter-Allüren reißen oft die Verantwortung an sich, belassen das Opfer in der Unmündigkeit und werten sich selbst auf. Alle Drei brauchen sich gegenseitig und sind voneinander abhängig. Eine Schein- Nähe wird erzeugt. Im Zusammentreffen bestimmter Personen, nimmt meist jeder der Beteiligten die ihnen vertraute und gewohnte Rolle ein- wie ein eingespieltes Team. Da jedoch „das Spiel“ auf längerer Sicht nicht zu einer Bedürfnisbefriedigung führt, werden die Rollen immer mal wieder getauscht. Dies kann in einen ungünstigen Kreislauf münden.
Dabei finden keine echte Kommunikation und Nähe statt. Weder das verdeckte Kernthema wird angesprochen noch eine Abhilfe oder Lösung dazu gefunden.
Unechte Kommunikation fördert Verletzungen und schafft untereinander Distanz –
-günstige Kommunikation erzeugt Nähe, führt zu einem besseren Miteinander und ermöglicht Bedürfnisbefriedigung.
Steigen Sie öfter mal aus Ihrer Rolle aus oder besser üben Sie den „Erwachsenenmodus“ (mehr davon auch in meinem Workshop. Inhalte und Termine bitte bei mir anfragen), indem Sie:
Verfolger / Täter:
Bemängeln Sie andere weder offen noch verdeckt, stempeln Sie andere nicht als unfähig oder unwillig ab. Akzeptieren Sie ein „Nein“. Fragen Sie öfters nach der Meinung Ihres Gesprächpartners.
Opfer:
Hören Sie auf, sich selbst zu beklagen oder zu jammern. Zeigen Sie Verantwortung für Ihre Lage, anstatt andere oder das Leben dafür verantwortlich zu machen. Nehmen Sie die Haltung ein, für sich selbst einzustehen, Ihre Bedürfnisse zu verhandeln.
Retter:
Nehmen Sie das Potenzial anderer wahr oder fördern Sie die Selbständigkeit des / der anderen. Helfen Sie nicht ungefragt bzw. bieten Sie Ihre Hilfe vorab an. Akzeptieren Sie ein „Nein“.Alle:
Es ist hilfreich, die eigene Favoritenrolle zu kennen, um in alltäglichen Situationen diese nicht mehr zu besetzen und um wahrzunehmen, wenn Sie eingheladen werden, die Rolle des Verfolgers, Opfers, Retters einzunehmen.
Bleiben Sie sachlich. Sprechen Sie nicht über eine Person, sondern über das Verhalten dieses Menschen. Vermeiden Sie Wörter wie „immer, nie, keiner, alle, jeder“ bzw. Generalisierungen.